Hallo Jonas, als Rechtsanwalt und Musiker hast du eine ganz besondere Perspektive auf das Thema Barrierefreiheit in Musikensembles. Welche konkreten Möglichkeiten siehst du für Ensembles, um ein barrierefreies Umfeld zu schaffen?
Jonas Jacob: Barrierefreiheit ist in der Musik ein wichtiges Thema, und es gibt zahlreiche Wege, wie Ensembles aktiv daran arbeiten können. Ein erster Ansatzpunkt ist die physische Zugänglichkeit von Proben- und Aufführungsräumen. Häufig werden barrierefreie Zugänge und sanitäre Einrichtungen übersehen, aber diese sind grundlegend, damit alle Musiker und Zuschauer teilnehmen können.
Gibt es weitere Aspekte, die Ensembles beachten sollten?
JJ: Absolut. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die barrierefreie Kommunikation. Für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen können alternative Notationsformen, wie beispielsweise größere Schrift oder Braillenoten, hilfreich sein. Ebenso sollten akustische Verstärkungsmöglichkeiten, wie FM-Anlagen oder Induktionsschleifen, bereitgestellt werden. Diese technischen Hilfsmittel ermöglichen es auch Menschen mit Hörbehinderungen, sich aktiv in den Musikprozess einzubringen.
Welche Rolle spielt die Vorbereitung auf ein inklusives Ensemble?
JJ: Vorbereitung ist entscheidend. Ensembles können Schulungen oder Workshops anbieten, in denen sich die Mitglieder mit den Bedürfnissen von Musikern mit Behinderungen vertraut machen. Eine Sensibilisierung für das Thema kann bereits viel bewirken und Barrieren im Kopf abbauen. Inklusion bedeutet, offen für individuelle Bedürfnisse zu sein und gemeinsam Lösungen zu finden.
Wie sieht es mit rechtlichen Rahmenbedingungen aus? Gibt es gesetzliche Vorgaben, die Ensembles berücksichtigen müssen?
JJ: Ja, es gibt verschiedene gesetzliche Regelungen, die Barrierefreiheit fordern, beispielsweise das Behindertengleichstellungsgesetz oder die UN-Behindertenrechtskonvention. Diese Normen sollen sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen nicht benachteiligt werden, auch im kulturellen Bereich. Musikensembles sollten sich dieser Regelungen bewusst sein, um rechtliche Anforderungen zu erfüllen und zugleich das Miteinander zu fördern.
Zum Abschluss: Was würdest du Ensembles empfehlen, die den Weg zur Barrierefreiheit einschlagen möchten?
JJ: Mein Rat wäre, mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten zu beginnen. Setzt euch mit den Bedürfnissen eurer Mitglieder auseinander, hört ihnen zu und passt eure Strukturen an. Es geht nicht nur um gesetzliche Anforderungen, sondern auch darum, eine inklusive Gemeinschaft zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen. Die Musik lebt von Vielfalt – und diese sollte gefördert werden. Und natürlich: Meldet euch bei Hier klingt’s mir gut!