Herr Baader, als Generalsekretär des Allgemeinen Cäcilienverbands (ACV) vertreten Sie die katholische Kirchenmusik in Deutschland. Was genau ist der ACV und welche Ziele verfolgen Sie?
Raphael Baader: Mit seinen rund 300 000 Mitgliedern in über 14 400 Gruppierungen gehört der Allgemeine Cäcilienverband für Deutschland e. V. (ACV) zu den großen katholischen Verbänden in Deutschland. Sein Ziel ist es, die Kirchenmusik mit Hilfe von Fachtagungen, Forschungs- und Kompositionsaufträgen sowie Publikationen zu fördern. 1868 gegründet, will er – gerade in Zeiten großer innerkirchlicher Umstrukturierungen – die Bedeutung und den Stellenwert von Musik im Gottesdienst und in der Gemeindearbeit bewusst machen. Der ACV versteht sich als Dachverband der katholischen Kirchenmusik in Deutschland und vertritt sie in dieser Funktion u.a. gegenüber der Bundesregierung, der Evangelischen Kirche sowie im Deutschen Musikrat (DMR) und im Bundesmusikverband Chor und Orchester (BMCO).
In den letzten Jahren wurde das Thema Inklusion auch in kirchlichen Kreisen immer bedeutender. Wie fördert der ACV Inklusion innerhalb der kirchlichen Chöre und Musikgruppen?
RB: Inklusion spielt für uns eine zentrale Rolle, denn Musik ist eine der wenigen Ausdrucksformen, die Menschen aller sozialen und kulturellen Hintergründe zusammenbringt. Wir wollen, dass jeder – unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen – die Möglichkeit hat, Teil unserer Musikgemeinschaften zu sein. Das bedeutet nicht nur, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu Chören und Musikgruppen haben sollen, sondern auch, dass wir durch gezielt die nötigen Voraussetzungen schaffen, um Barrieren weiter und weiter abzubauen. Ein Teil davon ist das Projekt „Hier klingts mir gut“.
Der ACV hat das Projekt „Hier klingt’s mir gut“ initiiert, das sich mit inklusiver Musikpraxis beschäftigt. Wie passt dieses Projekt zu den Zielen des Verbands?
RB: Der ACV und „Hier klingt’s mir gut“ verfolgen das gemeinsame Ziel, den Zugang zur Musik und Glaube für alle zu fördern. „Hier klingt’s mir gut“ setzt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung von Barrierefreiheit in der Musik. Durch dieses Projekt erhalten Chöre und Musikgruppen konkrete Hilfestellungen, um Inklusion praktisch umzusetzen – sei es durch Beratung zur inklusiven Musizierpraxis oder durch die Sichtbarwerdung ihrer Arbeit durch die Plakette „Hier klingt’s mir gut“. Als Verband unterstützen wir diese Initiative, weil sie es uns ermöglicht, unsere Mitgliedschöre und andere Musikgemeinschaften für das Thema zu sensibilisieren und ihnen praxisorientierte Lösungen anzubieten.
Welche weiteren Schritte unternimmt der ACV, um Inklusion in der katholischen Kirchenmusik voranzubringen?
RB: Ein wichtiges Instrument ist die Vernetzung mit anderen Organisationen, die bereits erfolgreich im Bereich der Inklusion aktiv sind. Dazu gehören Verbände wie der Deutsche Chorverband Pueri Cantores und der Verband für christliche Popularmusik. Unser langfristiges Ziel ist es, Inklusion als Selbstverständlichkeit in den Musikgruppen und -gemeinschaften der katholischen Kirche zu verankern und sichtbar zu machen.